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Schönau-Altenwenden ist Ein Dorf

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„Ich sehe uns als ein Dorf“

Schönau / Altenwenden  Der jüngste Ortsvorsteher in der Gemeinde Wenden drückt in „seinen“ beiden Ortschaften kräftig auf die Tube

Gastwirt Christoph Butzkamm: „Hier hat jeder wieder Bock, was zusammen zu machen – du brauchst halt Zugpferde, dann läuft es.“

hobö ■  Wenn Eile herrscht, sollte die Frage „Was gibt es Neues?“ wohl überlegt sein. Denn die Antwort kann durchaus länger ausfallen. Die SZ hatte allerdings keine Eile, als sie sich dieser Tage mit Peter Arenz traf und ihm die obige Frage stellte. Der jüngste Ortsvorsteher in der Gemeinde Wenden wusste viel, sehr viel über „seine“ beiden Dörfer zu berichten: über ein besonderes Gemeinschaftsgefühl, zahlreiche Aktivitäten, bemerkenswert junge Vereinsvorstände, anstehende Projekte und vieles mehr. Aber auch kritische Punkte unter anderem im Zusammenwirken mit der Gemeinde Wenden ließ Arenz nicht unerwähnt.

Als im November 2018 Stefan Löhr in einer Bürgerversammlung bekanntgab, das Ortsvorsteher-Amt für Schönau und Altenwenden aus beruflichen Grünen abgeben zu müssen, meldete sich kein potenzieller Nachfolger. Es schien, als drohe eine Vakanz in dieser Schnittstelle zwischen Bürgern und Gemeinde. Doch Peter Arenz war in jener Versammlung nicht anwesend, meldete sich aber bei der Gemeinde Wenden. Wenig später wählte ihn der Gemeinderat einstimmig zum neuen Ortsvorsteher von Schönau und Altenwenden. Seit dem 1. Januar 2019 ist der heute 33-Jährige offiziell in dem Ehrenbeamtenverhältnis aktiv.

Sein erstes Bestreben war es, die Vereine zu kontaktieren und „unter einen Hut zu kriegen“, wies es Arenz ausdrückt. Immerhin gibt es in den beiden Orten 21 Vereine und Genossenschaften – und die meisten tragen die beiden Dörfer Schönau und Altenwenden gemeinsam im Namen. „Ich sehe uns ohnehin als ein Dorf“, erklärt Peter Arenz. Altenwenden zählt übrigens 166 Einwohner, Schönau 1323 (Stand 30. Juni 2020).

Offenbar trifft seine Ansprache und sein Engagement den Nerv der Bevölkerung. Dies belegt die Beteiligung an Gemeinschaftsaktionen. Vor gut drei Wochen, als eigentlich das Waldfest gefeiert worden wäre, rief der Ortsvorsteher zu einem „Banktag“ auf. Mehr als 60 Engagierte aus Schönau und Altenwenden folgten und verpassten 63 Ruhebänken und sieben Tischen ein neues „Kleid“. Alle wurden mit neuem Holz versehen und gestrichen. Inzwischen gibt es für jede Bank auch mindestens einen Paten, der sich um „seine“ Bank kümmert.

Am „Frühjahrsputz“ nahmen im vergangenen Jahr 55 Personen teil und befreiten die beiden Ortschaften und das Umland von Müll und Unrat. In diesem Jahr fand die Aktion wegen des unmittelbar zuvor ausgerufenen Corona-Lockdowns nicht statt. Diesbezüglich kritisiert Peter Arenz, dass die Gemeinde die sonst üblichen 250 Euro Bonus für den „Frühjahrsputz“ wegen Corona nicht auszahle. In einigen Orten hätten aber Säuberungsaktionen, wenn auch in kleinerem Rahmen, stattgefunden.

Die „Flut“ wie der Albebach in Schönau und Altenwenden genannt wird, hat Peter Arenz auch schon „bearbeitet“. Zusammen mit der Fischereigenossenschaft Wenden und dem örtlichen Jugendtreff wurde der Bach freigeschnitten. Außerdem legten die Aktiven unter anderem Gumpen an. Auch hier war die Beteiligung wieder überdurchschnittlich groß.

In einer von Arenz gegründeten Whatsapp-Gruppe für Dorfgemeinschaftsfragen sind weit mehr als 200 Einwohner aktiv. Darunter selbstredend zahlreiche Vereinsvorstände. Hier sei die Besonderheit, so der Ortsvorsteher, dass die Vorstände einen Altersdurchschnitt von lediglich knapp über 30 Jahren aufwiesen.

Apropos Vereine: Die beiden Größten sind weithin bekannt und haben sich große Aufgaben vorgenommen. Der Karnevalsverein Schönau/Altenwenden richtet im September 2021 den dreitägigen Kongress des Bunds Westfälischer Karneval und der St.-Elisabeth-Schützenverein Schönau/Altenwenden im Jahr 2022 das Bundesschützenfest aus. Hier werden jeweils Tausende Teilnehmer erwartet.

In der Corona-Zeit, erklärt Gastwirt Christoph Butzkamm vom Gasthof Scherer, sei der Zusammenhalt der Schönauer und Altenwendener größer geworden. Auch hieran habe Peter Arenz großen Anteil. „Hier hat jeder wieder Bock, was zusammen zu machen“, erklärt Butzkamm. „Du brauchst halt Zugpferde, dann läuft es.“ Er stuft es zudem als sehr ungewöhnlich ein, dass es in einem Ort mit dieser Einwohnerzahl zwei so gut laufende Kneipen gäbe. Das sehe in anderen Orten ganz anders aus. Butzkamm: „Ich glaube, das gibt es in NRW sonst nirgends.“ Die Verbundenheit zu ihren „Kneipen“ zeigten die Vereine kürzlich, als sie dem Gasthof Scherer zum Firmenjubiläum eine Holzbank als gemeinsames Geschenk überreichten – auch unter Federführung von Peter Arenz.

Der gelernte Zimmermeister, der hauptberuflich als technischer Berater Holz bei Holz Bald in Kreuztal arbeitet, mäht alle kommunalen Grünflächen selbst. Als er eine Blumenwiese auf dem Bolzplatz im Süden von Schönau angelegt hatte, fehlte im trockenen Sommer 2019 Wasser. Als Oldtimer-Freund besorgte er sich einen Feuerwehrwagen-Oldtimer mit 2500 Liter großem Wassertank und ist insofern von der Unterstützung des Gemeinde-Baubetriebshofs unabhängig.

„Das ist ohnehin das Schwierige im Amt“, erklärt Arenz. „Du bettelst überall.“ Mit den Zuschüssen der Gemeinde sei vieles nicht zu schaffen. Die Erneuerung der Ruhebänke habe beispielsweise 1800 Euro gekostet, die Gemeinde habe 700 Euro als Zuschuss bezahlt. Hier sprang der Wanderverein Schönau/Altenwenden ein und zahlte den Rest.

An der Aktion „Herzensorte“ der Gemeinde beteiligte sich Schönau/Altenwenden ebenfalls mit mehreren Bewerbungen. Nun bekommt man von der Kommune ein sogenanntes Waldsofa, um dieses am Breckenhagen aufzustellen. Von dort hat man eine schöne Aussicht auf die beiden Orte und die typische sauerländische Landschaft drumherum.

Für ein weiteres Waldsofa oberhalb von Altenwenden musste wieder eine Gemeinschaftsaktion einberufen werden. Beim „Foodfestival“ am Gasthof Scherer baute die Dorfgemeinschaft einen Stand auf, an dem Waffeln auf einem historischen Waffeleisen samt Holzbefeuerung feilgeboten wurden. Der Waffelteig wurde gestellt, Getränke Alfes stellte den Kühlwagen sowie die Getränke für die Aktiven. So blieben 306 Euro übrig. Die restlichen Kosten für das Waldsofa übernimmt die Familie Butzkamm als Betreiber des Gasthofs Scherer. Eins von vielen Beispielen, wie Peter Arenz Projekte für die Dorfgemeinschaft organisiert und finanziert.

Und so geht es weiter. Da es in Altenwenden keinen Spielplatz gebe, habe er einen für die Ortschaft beantragt, erklärt Arenz. Michael Grebe, Leiter des Fachdienstes Bildung und Soziales der Gemeinde Wenden, habe ihm gesagt, wenn er ein Grundstück besorge, besorge die Gemeinde die Geräte. Schließlich habe Dr. Claudius Rosenthal ein Grundstück am Brücher Weg für die Nutzung als Kinderspielplatz zur Verfügung gestellt. Doch die Gemeinde, beklagt Arenz, wolle dort vorerst nun doch keinen Spielplatz einrichten, weil dieser nicht im Spielplatzkonzept der Kommune enthalten sei. „Hier wäre es schon schön, wenn man mehr Unterstützung erhielte“, moniert der Ortsvorsteher.

Seit zwei Jahren warte man auf ein Buswartehäuschen direkt vor der Kirche an der St.-Elisabeth-Straße. Vielleicht sei dies auch gar nicht so schlimm, da der Schülerfahrverkehr plötzlich umgestellt worden sei und die Busse auf der anderen Straßenseite anhielten.

Ins Visier genommen hat Peter Arenz außerdem den Brunnenplatz an der St.-Elisabeth-Kirche. Einerseits will er den von seinem Opa, namensgleich Peter Arenz, erbauten Brunnen wieder aktivieren. Außerdem soll der Platz begradigt, schmucker und barrierefrei gestaltet werden. Dort möchte Arenz erstmals einen 12,80 Meter hohen Maibaum aufstellen, an dessen „Arme“ insgesamt 22 Wappenschilder gehängt werden. 21 werden die Embleme der örtlichen Vereine zeigen, und ganz oben wird das neue Logo von Schönau/Altenwenden thronen. Die Farben Grün, Blau und Gelb prägen das Logo, sie stehen für Wald und Wiesen, den durch die Dörfer fließenden Albebach sowie die „hier immer scheinende Sonne“, wie Arenz schmunzelnd erklärt und einen inzwischen in den Orten gern genutzten Slogan zitiert: „Wir leben in dem geilsten Kaff der Welt.“ In dem gelben Part ist ferner die Silhouette der St.-Elisabeth-Kirche als der zentrale Punkt und in dem grünen Feld die Hl. Elisabeth als Schutzpatronin der beiden Orte dargestellt. Die Ortsnamen Schönau und Altenwenden finden sich im blauen Feld wieder.

Peter Arenz, der im Ehrenamt als Brandinspektor in der Freiwilligen Feuerwehr der Gemeinde Wenden aktiv ist und hier als Funkausbilder sowie auf Kreisebene Absturzssicherung und Rettung aus Höhen und Tiefen lehrt, erhält für seine Ortsvorsteher-Tätigkeit monatlich 147,20 Euro steuerfrei. Rechnet man diese Summe auf den Aufwand um, hält sich der „Stundenlohn“ durchaus in Grenzen …

Peter Arenz, das wird jedermann schnell deutlich, erfüllt sein Ehrenbeamtenverhältnis aber nicht des schnöden Mammons wegen. Er will was für seine Heimatdörfer leisten. Falls er derer unerwartet doch mal überdrüssig werden sollte, kann er sich ja auf die Bank im „Niemandsland“ setzen, die an der St.-Elisabeth-Straße auf den wenigen Metern zwischen den Ortsschildern von Schönau und Altenwenden steht.

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