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Butterweg

Der „Butterweg“ nach Krombach

Auch wenn zwischen Schönau / Altenwenden und den nah gelegenen Dörfern im Siegerland bis 1803 eine Staatsgrenze verlief, so waren wirtschaftlichen Beziehungen im „kleinen Grenzverkehr“ für unsere beiden Dörfer doch über Jahrhunderte hinweg mindestens ebenso bedeutsam wie die Beziehungen in nah gelegene Ortschaften des Wendener Landes oder nach Olpe.

Zu den im Siegerland knappen und insofern gut bezahlten Waren gehörte neben Eichenlohe (getrocknete Eichenrinde, die als Gerbmittel verwendet wurde) vor allem Holzkohle. Für letztere gab es schon im 17. Jahrhundert Ausfuhrbeschränkungen, und es bedarf wenig Vorstellungskraft, dass auch an den „Schlägen“ (Durchgangsstellen durch die Grenzanlagen auf dem Kölschen Heck) der ein oder andere mit „Schmuggel-Holzkohle“ beladene Karren die Landesgrenze passierte.

Ansonsten produzierte man in den kleinen landwirtschaftlichen Betrieben von Schönau und Altenwenden nichts, was sich wirklich gewinnbringend ins benachbarte Siegerland hätte absetzen lassen – außer Butter. Sie war eines der wenigen Lebensmittel, das je nach Jahreszeit über den Eigenbedarf hinaus produziert werden konnte und zudem noch leicht zu transportieren war.

Für Butter entwickelte sich im nahen Siegerland mit seinen immer stärker industriell geprägten Wirtschaftsstrukturen vor allem nach dem Wegfall der Landesgrenze im Jahr 1803 eine stetige Nachfrage. Und so machten sich vor allem die Frauen regelmäßig auf den rund 4,5 Kilometer langen Weg nach Krombach, um dort Butter zu verkaufen oder gegen andere Waren zu tauschen.

Im Volksmund erhielt die Wegeverbindung daher die Bezeichnung „Butterweg“. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts blieb der Weg mit nur geringen Änderungen in Gebrauch, und der ausgetretene Pfad ist selbst im dichten Wald auf dem Hollborn noch gut erkennbar.

Warum der Butterverkauf im Siegerland für viele Familien ein wichtiges Zubrot war, zeigt ein Blick auf die Lohn- und Preisverhältnisse um 1912. Seinerzeit lag der Tageslohn eines Industriearbeiters zwischen 4 und 5 Reichsmark, der Preis für das Pfund Butter (500 g) aber bereits bei 2,50 Reichsmark. Für immerhin einen halben Tageslohn lohnte es sich also, selbst mit einer kleinen Menge Butter den keineswegs unbeschwerlichen Weg über das „Heck“ einmal in der Woche früh am Morgen auf sich zu nehmen.

Und natürlich gab es in Krombach auch Waren, die es in Schönau oder in Wenden einfach nicht gab. Lange bevor in Wenden die erste Apotheke öffnete, gab es eine solche in Krombach. Und so war der Botengang zur Apotheke in Krombach für ältere Kinder und Jugendliche eine willkommene Möglichkeit, sich ein paar Pfennige zu verdienen.

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