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Regionale Baukultur und Grüngestaltung

Blick vom Krähenberg auf Schönau

Egal, ob man von der Schönauer Höhe, vom Krähenberg (Kreuzberg), von der Wahre oder sonst einer markanten Erhebung rund um Schönau-Altenwenden in den “Schönauer Grund” schaut: Die Einbindung unserer beiden Ort in die umgebende Landschaft ist etwas besonderes und auch heute noch lässt sich erahnen, warum jener Bereich des Albetals am Ende des 14. Jahrhunderts (Ersterwähnung von Schönau) als “Schonowe” – als liebliche, schöne Aue – Eingang in die historischen Aufzeichnungen fand. Wer darauhin jedoch eine pittoreske, von reichlich Sauerländer Fachwerk geprägte Bausubstanz in unseren Orten erwartet, wird enttäuscht und mag versucht sein, den Einwohnern von Schönau und Altenwenden eine mangelnde Wertschätzung ihrer historischer Bausubstanz und der regionalen Baukultur zu unterstellen. Dies wäre jedoch verfehlt, zumal etliche Fachwerkhäuser im 20. Jahrhundert Bränden zum Opfer fielen. Allein beim Einmarsch der Amerikaner am 9.4.1945 brannten elf Häuser nieder.

Wenn es etwas gibt, das Menschen unbedingt und ausschließlich nach eigenen Vorstellungen gestalten wollen, dann ist es das eigene Haus und das eigene Grundstück – auch und gerade in einem Dorf. Natürlich wirkt sich jede persönliche Vorliebe bei der äußeren Gestaltung von Gebäuden, Zufahrten, Stellflächen und Gärten zwangsläufig auf das Ortsbild aus.

Noch bis in die 1940er Jahre waren der gestalterischen Individualität vor allem aus wirtschaftlichen, aber auch aus technischen Gründen enge Grenzen gesetzt. Es wurde in der Regel auf Formen und Materialien zurückgegriffen, die zweckmäßig waren und sich seit Jahrhunderten bewährt hatten. Fachwerkhäuser (vor allem vom Typ des „Ernhauses“) waren in beiden Orten noch verbreitet und prägten die regionale Baukultur.

Dies änderte sich vor allem in den 1960er und 1970er Jahren: Zwar wurden Neubauten schon seit den 1930er Jahren in Massivbauweise ausgeführt, doch entsprachen die Proportionen der Fassaden immer noch weitgehend überkommenen Mustern. Mit dem Wirtschaftswunder verschwand indes manch alte Fachwerkfassade unter Dämmplatten, Klinker und Putz. Wer wollte es den Menschen verdenken , dass Sie endlich in Häusern wohnen wollten, deren Dach dicht war und nicht – wie bei den Blechdächern – alle paar Jahre neu gestrichen werden musste, dass sie die Zentralheizung dem Herd in der Küche oder dem Kohleofen vorzogen. Dem Zeitgeist folgend, verstärkte sich die Individualisierung der baulichen Gestaltung in den folgenden Jahrzehnten immer mehr, sofern nicht Bebauungspläne diesbezüglich Grenzen setzten.

Neue energetische Anforderungen, knapper werdendes Bauland und der demographische Wandel verlangen heute Bauweisen, die nur noch schwer mit dem vereinbar sind, was einst als „regionale Baukultur“ unser Ortsbild prägte. Sollte man sich angesichts einer gravierend veränderten technischen, wirtschaftlichen und sozialen Realität nicht besser vom Gedanken einer „regionalen Baukultur“ und deren Erhaltung verabschieden?

Wer die Frage mit einem schnellen „Ja“ beantworten möchte, der muss sich fragen lassen, warum wir in unseren Urlaubsorten, sei es in den Bergen oder am Meer, von der Einheitlichkeit, besser gesagt der Harmonie der Ortsbilder mit ihrer regionaltypischen Architektur so fasziniert sind. Jene Ortsbilder zeugen von regionaler Identität und deren Wertschätzung.

Wie können wir eine solche Wertschätzung und Identität bei uns erhalten und entwickeln? Ein erster Schritt wäre es, Menschen für Fragen der regionalen Baukultur zu sensibilisieren. Der Kreisheimatbund Olpe hat dies in Kooperation mit dem Sauerländer Heimatbund bereits in den 1990er Jahren erkannt und eine „Baufibel“ herausgebracht, die Bauherren dazu bringen könnte, gerade bei Modernisierungen achtsam und wertschätzend mit alter Bausubstanz umzugehen. Wer sich also mit dem Gedanken trägt, ein altes Haus zu modernisieren oder in einer Baulücke im Ort einen neues Haus zu bauen, dem sei empfohlen, diese Fibel herunterzuladen. Gewiss ist sie kein Evangelium (zumal energetische Fragen zum Zeitpunkt ihres Erscheinens noch nicht die überragende Bedeutung hatten wie heute), aber sie mag dazu ermutigen, den ein oder anderen Aspekt der baulichen Gestaltung vielleicht doch aus einer anderen Perspektive zu betrachten.

Baufibel Kreisheimatbund Olpe

 

Wurde die Grüngestaltung privater Gärten und im öffentlichen Raum in der Vergangenheit vor allem von ästhetischen Aspekten geprägt, so ist sie in Zeiten des Klimawandels ein entscheidender Baustein zur Bewahrung der biologischen Vielfalt. Schottergärten (von denen es in Schönau-Altenwenden Gott sei Dank noch keine gibt) und Kirschlorbeer-Einfriedungen sind diesbezüglich eine verfehlte Entwicklung. Der Kreis Siegen-Wittgenstein hat schon vor geraumer Zeit eine Broschüre mit Tipps zur landschaftlichen Gestaltung mit einheimischen Gehölzen und Stauden herausgegeben, von denen die meisten mehr denn je Gültigkeit haben. Diese Schrift kann hier herunter geladen werden.

Grüngestaltung, Teil 1

Grüngestaltung, Teil 2

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